Japan: Sushi, grüner Tee und freundliche Menschen. Aber Kaffee? Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass im Land der aufgehenden Sonne auch dem "Schwarzen Gold" viel Wertschätzung und Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Aber genauso wie beim Umgang mit Matcha&Co, wird in Japan der Kaffee nicht einfach nur getrunken, sondern seine Zubereitung regelrecht zelebriert. So verwundert es also nicht weiter, dass viele Utensilien, die der ernsthafte Third-Wave-Barista für die Zubereitung seines Handfilter-Kaffees benötigt, aus dem Land der Samurai kommen.
Hario: Vom Laborgerätehersteller zum Kaffeeexperten
Als einer der führenden Hersteller von Kaffeezubereitern, Kaffeefiltern und weiterem Zubehör hat sich in den letzten Jahren die Firma Hario etabliert. Gegründet wurde das Unternehmen mit Sitz in Tokio im Jahr 1921 und fertigte zu Beginn Gläser für den Laborbedarf. Schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg fanden auch Artikel zur Kaffeezubereitung Eingang in die immer weiter wachsende Produktpalette. Heute stellt Hario vom Autoscheinwerfer bis zum Kaffeefilter fast alles her, wo hitzebeständiges Glas und Keramik unverzichtbar sind - so wie beim Hario V60 Kaffeefilter aus Porzellan, der unter professionellen Baristi schon lange als Referenzprodukt gilt, wenn es um die fachgerechte Zubereitung von Pour Over-Filterkaffee geht, also Kaffee, der mit einem Handfilter manuell aufgebrüht wird.
Aufgrund des steileren Neigungswinkels von 60° und der größeren Bodenöffnung, staut sich der Kaffee beim Aufgießen nicht, sondern kann gleichmäßig in die Tasse fließen.
Hario V60 – die Benchmark unter den Handfiltern
Kann es denn bei so etwas Einfachem wie einem Kaffeefilter überhaupt gravierende Unterschiede geben? Hatte nicht schon die Großmutter einen Porzellanfilter in ihrem Küchenarsenal, der dem V60 zum Verwechseln ähnlich sieht? Sicherlich, die Japaner haben das Rad nicht komplett neu erfunden, aber wer den Hario V60 das erste Mal in der Hand hält merkt schnell, dass er mit Omas Exemplar nicht mehr allzu viel gemeinsam hat. Besonders auffallend ist die konische Form des Filters, die in einer einzigen großen Ausflussöffnung mündet. Aufgrund des steileren Neigungswinkels von 60° -der dem Produkt übrigens seinen Namen gibt- und der größeren Bodenöffnung im Vergleich zu anderen Modellen, staut sich der Kaffee beim Aufgießen nicht, sondern kann gleichmäßig in die Tasse fließen. Die Innenseite des Filters verfügt außerdem über eine Rillenstruktur, welche die Zirkulation des Wassers unterstützt, was eine gleichmäßigere Extraktion des Kaffeemehls begünstigt.
Ein Grunddesign, viele Varianten
Wie schmeckt aber der Kaffee aus dem Hario v60 denn nun? Das Ergebnis ist ein klarer, aromatischer Kaffee, der die Kaffeebohne von ihrer besten Seite präsentiert. Keine Kaffeepartikel, kein Bodensatz. Der handfiltrierte Kaffee behält auch bis zum Abkühlen seinen klaren Geschmack. Spannend ist, dass sich der Geschmack je nach Fließgeschwindigkeit verändert. Wir empfehlen 30 g unseres Tiger Roast Kaffees auf 480 ml Wasser mit einer Kontaktzeit von 3 Minuten. Welcher der vier Hario-Filter für diese Zubereitung der Richtige für dich ist, erfährst du gleich.
Hario V60 Handfilter aus Porzellan
Die klassische Variante des V60 besteht aus hochwertigem geschmacksneutralen Porzellan und ist in zwei Größen – V01 für die Zubereitung einer Tasse und V02 für 2-3 Tassen – und zwei Farben (weiß und rot) erhältlich. Es empfiehlt sich der Kauf der größeren Variante V02, da man so flexibler ist und sich trotzdem problemlos auch eine einzelne Tasse zubereiten lassen. Nach der Kaffee-Zubereitung kommt der Papierfilter mit dem Kaffeesatz in den Biomüll, den Porzellanfilter abspülen und fertig.
Hario V60 Kaffeefilter aus Metall / Edelstahl bzw. Kupfer
Neben dem spülmaschinenfesten Modell aus Porzellan bietet Hario mittlerweile auch eine große Zahl weiterer Varianten aus verschiedenen Materialien an. Neben einer Ausführung aus Glas, gibt es auch eine Variante aus Edelstahl bzw. Kupfer. Die letztgenannten Modelle Hario Handfilter aus Kupfer und Edelstahl bieten gegenüber den Varianten aus Glas und Porzellan den Vorteil, dass sie unzerbrechlich sind, falls dem Barista das kostbare Stück ein Mal entgleiten sollte.
Hario V60 Filter aus Glas oder Plastik
Das zeitlose Design des Hario v60 Kaffeefilter aus Glas überzeugt. Er sieht einfach richtig gut aus. Der schwarze oder braune Standfuß mit Henkel passt auf jede Tasse, noch schöner präsentiert sich die Glasvariante allerdings, wenn man die Halterung abnimmt und auf die uBrew Brühstation aus hochwertigem Edelstahl oder Holz steckt. Der Handfilter gibt sich darin mindestens so stilvoll wie sein Besitzer. Außerdem kann man der Kaffeeextraktion bei keinem anderen so gut zusehen wie in dem Hario Kaffee-Glasfilter.
Von der Plastikvariante ist hingegen eher abzuraten, sie mag zwar der kostengünstigste Weg zu köstlichem Filterkaffee sein, ist aber bei häufiger Verwendung deutlich kurzlebgier und damit weniger nachhaltig als die Varianten aus Porzellan und Edelmetall. Außerdem lässt die Optik und Haptik im Vergleich zu den teureren Varianten zu wünschen übrig.
Hario V60 Filtertüten / Filterpapier
Geschmacklich liefern aber alle Modellvarianten des V60 Kaffeefilters überragende Ergebnisse. Als Filterpapier solltest Du die dazugehörigen Papierfilter von Hario benutzen, die speziell für diesen Kaffeefilterhalter entwickelt wurden. Die feine Struktur des Filterpapiers hält dabei ungewollte Kaffeesedimente und Bitterstoffe zurück und lässt die heiß begerhten Aromen passieren. So lassen sich alle Geschmacknuancen der Kaffeebohnen vollständig und gleichmäßig extrahieren. Das Ergebnis ist ein wunderbar klarer und geschmacklich ausgewogener Kaffee.
Tipps für die Kaffee Zubereitung
Wer erste Versuch mit der Zubereitung von Pour-Over Kaffee mit dem Hario V60-Equipment starten möchte, dem seien folgende Zubereitungstipps ans Herz gelegt. Neben dem V60-Handfilter samt Filterpapier benötigst Du eine Tasse, frisch gemahlene Kaffeebohnen, Wasser, eine Uhr und eine Waage. Für zwei Tassen Kaffee sind circa 12g Kaffeemehl und 180ml Wasser, was einem Verhältnis von Kaffeemehl zu Wasser von 1 zu 15 entspricht, ein guter Startpunkt. Das Wasser sollte idealerweise eine Temperatur zwischen 91°- 94°C haben. Ist das es deutlich kälter oder heißer, wird das Schwarze Gold im Geschmack entweder flach, sauer oder bitter. Am besten lässt sich die Wassertemperatur mit einem Thermometer überprüfen. Solltest Du keines zur Hand haben, muss das siedende Wasser auf jeden Fall ungefähr 60 Sekunden abkühlen. So stellst Du sicher, dass es im richtigen Temperaturfenster liegt. Bevor Du mit dem Aufbrühen des Kaffees beginnst, solltest Du den Filter ein Mal mit heißem Wasser durchspülen. Dazu einfach den V60-Kaffeefilterhalter samt Papierfilter auf eine Tasse setzten und "Wasser Marsch". Das Spülen des Filters hat zwei Vorteile: Es sorgt erstens dafür, dass etwaige Rückstände aus dem Papier gespült werden und nicht im Kaffee landen. Zweitens werden Tasse und Filter durch das Durchspülen angewärmt, was sich ebenfalls positiv auf den Geschmack des Kaffees auswirkt.
Jetzt kann es mit der eigentlichen Aufbrühzeremonie losgehen: Kaffeemehl in den Filter und ab auf die Tasse damit. Übergieße das Kaffeemehl zunächst mit etwa 25ml Wasser und warte 30 Sekunden. Dieses so genannte blooming (=aufblühen) sorgt dafür, dass der Kaffee "atmen" und alle Geschmacksnuancen freigesetzt werden können. Gieße dann von der Mitte ausgehend in kreisenden Bewegungen allmählich Wasser nach. Versuche immer nur so viel Wasser nachzuschenken, dass das Wasserlevel während des gesamten Brühvorgangs konstant bleibt, was zu einer besseren und gleichmäßigeren Extraktion des Kaffeemehls führt. Nach ungefähr 3 Minuten sollte der komplette Brühvorgang beendet sein und das Ergebnis ein aromatischer und nuancenreicher Kaffee sein!